MOTORRAD BERICHTET ÜBER DAS SHOOT OUT
Die Reiseprüfung
Küster sucht den Superstar
Auswahl eines Reiseleiters per Casting? Veranstalter Overcross ging ungewöhnliche Wege und suchte seinen neuen Mitarbeiter in einem medienwirksamen Event. Zentrale Frage: Was muss einer mitbringen, der später Menschen durch Afrika und Asien lotsen soll?
Immer wieder rutschen die Sport-stiefel auf dem vereisten Motor-radanhänger ab, zerren rot gefrorene Hände am Lenker der mächtigen Gelände-BMW. Gurte werden verzurrt, gelöst, neu verspannt. Jonathan verlädt offensichtlich zum ersten Mal ein Motorrad. Doch er kämpft und gibt zusammen mit seinem Teampartner Felix alles.
Und darum geht's. Jonathan ist einer von sechs Männern zwischen 21 und 48 Jahren, die an diesem eisigen Dezembermorgen kurz vor Weihnachten in Leinfel-den-Echterdingen bei Stuttgart um einen neuen Job kämpfen. Und für eine neue Zukunft. Für die sie allesamt ihr bisheriges Leben über Bord werfen würden. Jonathan studiert Informatik, andere drücken auch Hörsaal- oder noch Schulbänke oder stehen als Techniker oder Monteur in Lohn und Brot. Sie sind beim Casting. Aber nicht als next Top-Model, sondern für die Stelle eines Reiseleiters. Overcross — „Hier ist das Abenteuer“ —, Extremreiseveranstalter in Afrika und Zentralasien, hat eingeladen. Und Firmeninhaber Joe Küster hat genug Erfahrung, um genau zu wissen, wie man effiziente PR-Arbeit macht. Nämlich die Einstellung eines neuen Mitarbeiters als Medien-Event zu inszenieren.
„Der Job ist ziemlich komplex, umfasst technische, fahrerische, körperliche und intellektuelle, vor allem jedoch viele menschliche Aspekte. Ein Reiseleiter sollte nicht nur was von den Ländern verstehen, ein Motorrad sicher bewegen und im Falle eines Falles wieder flott machen können, sondern auch kritische Gruppensituationen oder Stress mit exotischen Zöllnern feinfühlig handhaben. Alles Dinge, über die ich bei einem Gespräch im Büro ziemlich wenig erfahre“, erklärt der Tübinger seine Methode, den besten Mitarbeiter zu finden. Und lässt die sechs Anwärter in drei Teams Motorräder verladen, Handlingparcours fahren und ein präpariertes Motorrad auf Fehler durchsuchen. Außerdem beim Fitness-Test mit Liegestützen, Sit-ups, Weitsprüngen und Mucki-Tests schwitzen sowie über Frage-bögen zu Geographie und mentaler Belastbarkeit grübeln. „Was sie jetzt und später vor allem brauchen, ist Sozialverhalten, Teamfähigkeit und — ganz wichtig — Humor. Alles andere können wir beibringen, aber diese Eigenschaften hat einer — oder nicht. Allgemeinbildung schadet ebenfalls nicht. “
Letztlich ist es Joe Küster im Grunde also gleichgültig, wie die BMW später in ihren Spannseilen hängt. „Entscheidend ist, wie Jonathan und Felix das miteinander bewältigt haben. Und das war gut. Prima Teamarbeit.“ Die Verladeaktion: entscheidende Prüfung auch für Gerhard und Ralf, die als nächste die BMW auf den Hänger bugsieren. Einer gibt das Kommando, der andere assistiert. Ralf, 22 Jahre alt und Schüler, sammelt nach schwierigem Parcoursfahren hier wichtige Punkte. „Er ist der Erste, der mit Plan vorgeht. Sich die Gurte zurecht-legt und mit dem Partner das weitere Vorgehen abspricht. Klasse!“
Danach ist Gerhard aus Sachsen-Anhalt dran. 32 Jahre, top trainiert und echter Tausendsassa. Hat schon Solaranlagen entwickelt und mit einem Zweitaktdiesel mit Direkteinspritzung experimentiert. Jetzt will er das tun, „wofür andere im Urlaub Geld bezahlen“. Gerhard traut man zu, die GS notfalls in die Sahara zu tragen oder ein Ersatzteil aus einer Akazie zu schnitzen. Den Fitness-Test hat er mit 50 Liegestützen spielend bestanden––
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Motorrad Online
Text und Bild von Motorrad online:
Bilder und den vollständigen Bericht könnt Ihr in der „Motorrad“ Ausgabe 06 vom Februar 2009 nachlesen.
Das Logbuch von Jonathan und seine Zeit bei uns könnt Ihr unter folgendem Link nachlesen.
Tourguide Logbuch
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